Prolog
Am 18.09 war es endlich soweit und auch für uns begann die Studienfahrt 2023. Wir trafen uns morgens am ESG und fuhren zusammen mit Frau Gölz und Herrn Plümicke in Richtung Slowenien.
Kapitel 1 - Fahrt nach Slowenien
Die folgenden 10 Stunden versprachen sich mühselig zu gestalten, als sich in der Mittagssonne herausstellte, dass der Bus eine defekte Klimaanlage besaß.
Deswegen waren wir auch immer wieder froh, wenn wir Halt an einer Raststätte machen und den Bus durchlüften konnten. Nach 10 Stunden und 630 Kilometern erreichten wir Ljubljana und hielten kurz darauf in der Einfahrt eines ehemaligen Militärgefängnisses, welches unsere Bleibe für die nächsten fünf Tage sein sollte.
Die bunt angestrichenen Wände des Hostels „Celica“ ließen das Gebäude lebensfroh und einladend wirken, nur die Gitterstäbe vor den Fenstern - die uns schon im Bus aufgefallen waren - und ein paar Infotafeln ließen auf seine Vergangenheit schließen. Die künstlerisch umgebauten Gefängniszellen, in denen wir später unsere Koffer abstellten und Taschen fallen ließen, waren mit zwei bis sechs Betten und einem Badezimmer ausgestattet. Nachdem wir auch den Rest unserer Unterkunft erkundet hatten, gingen wir schließlich alle gemeinsam in die Altstadt, welche wir recht schnell nach wenigen Minuten zu Fuß erreichen konnten. Wir schlenderten noch ein Weilchen durch Straßen, über die Brücke und am Fluss entlang, doch schon bald verschwand die Sonne hinter den Häusern und wir folgten dem gepflasterten Weg, der uns zurück zum Hostel führte, wo unser Abendessen schon auf uns wartete.
Kapitel 2 - Postojna-Höhle und Piran
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück im Hostel ungefähr 60 Kilometer in südwestliche Richtung. Unser heutiges Ziel: die meistbesuchte Höhle Europas. Insgesamt ist das Höhlensystem der Postojna Höhle 24 Kilometer lang, von welchen 5 Kilometer besichtigt werden können. Sie fasziniert jährlich mit ihren in bemerkenswerter Vielzahl vorhandenen Tropfsteinen, Galerien und Hallen über eine halbe Millionen Besucher. Da Slowenien inmitten eines Karstgebiets liegt, ist es stolzer Besitzer von geschätzten 30.000 Karsthöhlen, die im Laufe mehrerer Millionen Jahre durch Lösungsverwitterung des Kalksteinuntergrunds entstanden sind. Im Inneren der größten Höhle Sloweniens herrschen das ganze Jahr über konstant 10 °C, wir hatten uns also (fast) alle mit Pullovern und Jacken ausgestattet und als es dann beim Ausstieg aus dem Bus auch noch zu regnen anfing, kam uns unsere Kleidungswahl definitiv zugute – zumindest noch... Unser Besuch in der Tropfsteinhöhle stellte sich tatsächlich als äußerst lohnenswert heraus. Zu Beginn fuhren wir mit einer kleinen Bahn durch die ersten drei Kilometer des Höhlensystems. Die riesigen Säulen, die links und rechts von uns in die Höhe ragten - oder eben in die Tiefe, wenn sie von oben herabhingen - waren wirklich bemerkenswert. Bei welchen davon es sich letztendlich um Stalaktiten, oder –miten, oder sonstigem handelte, erfuhren wir in der auf die Zugfahrt folgenden Führung durch die letzten zwei Kilometer der Höhle.
Wieder am Ausgang angekommen, ging es für uns auch schon direkt weiter, denn es stand noch ein Punkt auf unserem Programm: die Küstenstadt Piran. Während wir dem Mittelmeer immer näher kamen, begann sich nicht nur die Landschaft zu verändern, sondern auch die Temperatur. Wer kurz zuvor noch gut eingepackt bei 18°C im Nieselregen vor einer Höhle gestanden hatte, fand sich nun inmitten von Palmen, dem Strand und kleinen italienisch aussehenden Häusern wieder. Bei 28°C. Der blaue Himmel und das rauschende Meer waren definitiv eine willkommene Abwechslung. Alle, die in der Postojna Höhle nicht gefroren hatten, merkten schnell, dass das hier nicht der Ort für lange Hosen und Pullover war. Damit sahen wir zwischen den ganzen Menschen in Flipflops und Badeklamotten nicht nur wirklich komisch aus, wir gerieten auch ziemlich ins Schwitzen. Neben der Adriaküste hatte Piran auch eine malerische Altstadt mit vielen historischen Gebäuden im venezianischen Stil und wunderschöne, enge Gassen zu bieten. Diese durften wir in den kommenden Stunden auf eigene Faust erkunden. Gegen Abend traten wir schließlich unsere Rückfahrt an, welche fast alle, von den unterschiedlichen Eindrücken überwältigt, durchschliefen. Am Ende des Tages waren wir dann doch ganz froh, wieder in Ljubljana angekommen zu sein, wo angenehme 22°C herrschten, und niemand frieren oder schwitzen musste.
Kapitel 3 - Bled
Am nächsten Morgen ging es nach Bled, einer Stadt gelegen an einem idyllischen See in den Bergen, dem Bleder See. Der 1,45 km² große See beherbergt zahlreiche Fischarten und in seiner Mitte befindet sich eine kleine Insel mitsamt Kirche. Die Sicht auf den See ist wunderschön, jedoch muss man erst an einem geeigneten Aussichtspunkt ankommen, um diese in vollen Zügen genießen zu können. So musste der Berg erklommen werden – von manchen enthusiastisch, von anderen unfreiwillig, sodass wir gut angestrengt am Aussichtspunkt ankamen: Wir wurden mit einer sagenhaften Aussicht auf das umliegende Terrain belohnt. Eine gigantisch große Anzahl an Selfies später beendeten wir die Verschnaufpause und brachen auf zum zweiten Aussichtspunkt, bevor es dann auf einer steilen Treppe und zahlreichen serpentinförmigen Wegen zurück auf das Niveau des Sees herabging.
Unten angekommen, hatten wir für mehrere Stunden Freizeit, welche wir für Spaziergänge um den See, Nahrungsaufnahme und die Erkundung von Bled verwenden konnten. Bled ist übrigens auch bekannt für seine Cremeschnitte – eine Art Bienenstich-Blätterteiggebäck mit Pudding und noch mehr Sahne als die anderen beiden Bestandteile zusammen.
Nach diesem doch recht ereignisreichen Tag ging es dann wieder zurück nach Ljubljana, das übrigens 2016 Umwelthauptstadt Europas wurde.
Kapitel 4 - Wildwasser-Rafting
Am nächsten Morgen ging es in dieselbe Richtung wie am Vortag, nur um einiges weiter in die Berge hinein zum Soča -Tal gelegen im Nationalpark Triglav. Wir bildeten zwei Gruppen: Einige gingen raften, andere machten sich zu einer Wanderung zur Napoleon Brücke und dem Kozjak-Wasserfall auf.
Die Rafting-Gruppe wurde auf vier Rafting-Boote mit jeweils einem Guide aufgeteilt. Nach einer kurzen Einführung an einer Furt der Soča wurden wir direkt ins kalte Wasser geworfen – im wörtlichen Sinne: Wir hielten am “Pinguin-Felsen” an und eines der Rafting-Boote wurde rücklings daraufgelegt, sodass wir auf dessen Kiel ins Wasser rutschen konnten, beziehungsweise mussten. In das eiskalte Wasser der Soča. Bei 18°C. Und Nieselregen. Dennoch konnte der Spaß-Faktor dieser Aktion die beißende Kälte in den nassen Neoprenanzüge überwiegen - zumindest in den meisten Fällen... Während wir daraufhin den Fluss mehr oder an manchen Stellen auch eher weniger entspannt weiter entlang ruderten, fing es stärker zu regnen an. Dies tat dem ganzen jedoch keinen Abbruch, sondern malte ein phantastisches Bild mit dem grauen, wolkenverhangenen Himmel, den steil hinaufragenden, bewaldeten Bergen des Nationalparks und den Nebel, der über dem steinigen Fluss hing. Im weiteren Verlauf des Flusses kamen wir an einem riesigen Stein vorbei, den einige erklommen und dann sechs Meter in die Tiefe sprangen. Dann folgte noch eine etwas anspruchsvollere Sektion der Soča, in der schnelles Agieren der Teams in den Booten gefordert war, bevor wir diese schließlich wieder ans Ufer brachten und noch ein paar nasse Gruppenbilder schossen.
In Kobarid wurden wir wieder mit dem Rest vereint, manche begutachteten den kleinen Ort oder die Napoleon-Brücke. Schließlich kehrten wir erschöpft und müde zurück nach Ljubljana. Dort gibt es übrigens auch einen Fluss - mit sieben Namen, weil er so rätselhaft untergründig verläuft, dass er an verschiedenen Stellen immer wieder vermeintlich neu entdeckt wurde.
Kapitel 5 - Letzter Tag in Ljubljana
Unser letzter Tag in Slowenien kam viel zu schnell. Die Studienfahrt neigte sich dem Ende, aber in den restlichen Stunden bis zur Heimfahrt hatten wir noch einiges vor. Obwohl wir uns alle im Laufe der Woche bereits eigenständig an mehreren Abenden in Ljubljana aufgehalten hatten, erkundigten wir die Hauptstadt Sloweniens nun auch noch gemeinsam. Einige Mitschüler hatten kurze Referate zu verschiedenen Themen zur Studienfahrt vorbereitet, und so machten wir eine informative Führung durch die Stadt der Drachen mit den restlichen Anhaltspunkten. Wir gingen durch die Altstadt bis hinauf in die Burg, von der man einen fantastischen Blick auf die Stadt hat. Dort wurden wir entlassen, und durften uns die restliche Zeit selbst einteilen. Die meisten suchten sich einen geeigneten Ort, um etwas zu essen - traditionelle slowenische Gerichte mussten natürlich probiert werden. So zum Beispiel verschiedene Suppen und Eintöpfe, oder “Štruklji” - Teigrollen mit verschiedensten Füllungen, sowohl süße als auch salzige. So vergingen die Stunden und die Abreise kam immer näher. Bald schon fanden wir uns alle wieder vor dem Hostel ein und luden unser Gepäck in den Bus. Um halb acht setzte sich dieser in Bewegung und wir befanden uns auf dem Weg nach Hause. Somit verließen wir Ljubljana schon wieder, die Stadt, deren Name übersetzt “geliebt” bedeutet - äußerst passend, wenn man sich zurückerinnert.
Kapitel 6 - Nachtfahrt
Kurz nach Mitternacht überquerten wir die Grenze nach Deutschland. Es sollte noch fünf Stunden seichten Schlaf und eine Pause nahe Augsburg brauchen, bis wir wieder am ESG ankamen und unsere Eltern aus ihren Betten wachklingeln durften.
Epilog
Was bleibt nun noch zu sagen? Allem voran, ein großes Dankeschön an Frau Gölz und Herrn Plümicke für die Organisation dieser umfangreichen und aufwendigen Reise. Es ist schön, dass sie mit uns auf diese unvergessliche Studienfahrt gegangen sind.
Elisa David und Adrian Jöchner, Jg2; Bilder von Eva Tran, Jg2