Spontan und flexibel – das mussten wir bei unserer Studienfahrt Ende September sein. Schon wenige Tage, bevor es losgehen sollte, stand fest: Das Wetter passt nicht zu unserer geplanten Route. Wandern wollten wir dennoch. Am Montagmorgen, dem 22.09., trafen wir uns mit Frau Manz und Herrn Aisslinger, sowie guter Laune im Gepäck. Vom Regen um uns, den schweren Rucksäcken und dem verspäteten Flixbus ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Unterwegs holte der ein oder andere noch Schlaf nach, bevor wir gegen Mittag in Tannheim in Österreich ankamen. Eine Gondel brachte uns rauf auf den Berg. In Nebel gehüllt und mit aufgedrehter Musik traten wir unsere Wanderung an. Die Stimmung war trotz mangelnder Aussicht und anstrengender Steigung fantastisch.
Am Nachmittag verewigten wir uns bei einer kurzen Rast in einem am Gipfelkreuz gefundenen Gipfel-Buch, ehe es weiter ging. Kurz nach vier war dann das Ziel in Sicht: die erste Hütte. Wobei, in Sicht kann man vermutlich nicht sagen, denn auf Grund des Nebels hob sich das Gebäude nur wenig vom Hintergrund ab. Wir kehrten ein und bezogen unsere Plätze im Matratzenlager, welches wir zu dieser Zeit des Jahres fast für uns hatten. Ohne WLAN, aber mit einem Deck Karten verbrachten wir gemeinsam die Zeit vor und nach dem Abendessen.
Der nächste Tag begann schon früh. Draußen hatte sich der Nebel verzogen und wir stellten belustigt fest: Um uns herum gab es zwei Seen und einige Berge, die der Nebel am Vortag versteckt gehalten hatte.
Geplant war eine Tagestour zum Schrecksee. Da wir am Abend wieder in der gleichen Hütte schlafen wollten, ließen wir einiges an Gepäck zurück. Mit Proviant und leichtem Gepäck ging es also gegen 9 Uhr los. Nach den ersten Höhenmetern hatten wir bereits eine beeindruckende Aussicht. Über den Wolken ging es dann weiter. Wir kamen zügig voran und erreichten um die Mittagszeit trotz einiger Pausen und schwerer Stellen den Schrecksee. Bei sommerlichen Temperaturen hatten wir einer der schönsten Bergseen Deutschlands für uns allein. Wir aßen etwas und kühlten unsere Füße im Wasser. Als dann Wind aufzog wurde es Zeit für den Rückweg. Mehrere röhrende Hirsche in der Ferne und Musik sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Einen weiteren Abend verbrachten wir mit Essen, Gesprächen und Kartenspielen.
Der Mittwoch forderte dann die bereits erwähnte Spontanität und Flexibilität. Das angesagte Wetter untersagte uns, zur nächsten Hütte weiter oben über die Berge zu wandern. Bei ungemütlichem Herbstwetter mussten wir also ins Tal absteigen. Zu gucken gab es dafür einen See, herbstlich bunte Bäume und später einen Wald im dichten Nebel. Der Weg war nass, steil und rutschig. Im Tal brachten uns dann diverse Busse nach Oberstdorf, wo wir bei leichtem Regen unsere Herberge erreichten. Anders als die letzten Nächte hatten wir nun mehrere Zimmer mit eigenen Bädern, unbegrenztem warmen Wasser und einem Buffet zum Abend. Für den ein oder anderen von uns mehr Luxus als nötig. In einer Lagebesprechung im Aufenthaltsraum entschieden wir uns einstimmig dafür, die letzte Nacht dann wieder auf einer Hütte schlafen zu wollen. Doch nun hieß es erst einmal, die Zeit bis zum Abendessen rumzukriegen. Heiße Dusche, Bett beziehen, sich im Zimmer einrichten. Während es draußen stürmte und schüttete, gab es Abendessen im Warmen. Danach machten wir es uns im Aufenthaltsraum gemütlich. Von der Herberge liehen wir uns eine bunte Mischung an Gesellschaftsspielen. Den Abend verbrachten wir mit Monopoly, Lotti Karotti, 30 runter und Machiavelli.
Und dann war es auch schon Donnerstagmorgen. Der letzte ganze Tag, bevor es am Freitag wieder nach Hause ging. Auf dem Tagesprogramm stand u.a. eine Wanderung zum nahen Wasserfall. Bevor wir zu den steilen Passagen kamen, hielten wir bei einer Kuh auf der anliegenden Weide. Nach genug Streicheleinheiten und gemeinsamen Fotos gelang uns auch der Aufstieg über rutschige Steine und steile Kurven. Als Belohnung folgten Ausblick und Kaiserschmarrn. Währenddessen machten manche von uns noch einen Abstecher ins „Jakobe-Hüs“, ein zum Museum umgebautes Haus des alten Bergbauerndorf Gerstrubens.
Zurück in Oberstdorf ging es mit der Nebelhornbahn rauf auf 2224m Höhe. Zwar war es erneut extrem nebelig, aber die Chancen für Schnee standen nicht schlecht. Und tatsächlich ging die Schneeballschlacht los, sobald die ersten aus der Gondel stiegen. Gnadenlos hieß es erst: Jeder gegen jeden, ehe sich alle gegen Herrn Aisslinger verbündeten. Nachdem die letzte Gondel ins Tal abgefahren war, sammelten wir uns für ein paar gemeinsame Bilder und wanderten im Anschluss runter auf 1927m Höhe. Im Edmund-Probst-Haus verbrachten wir unseren letzten Abend. Neben witzigen Anekdoten über die Schulzeit gab es erneut leckeres Essen und viel zu Lachen.
Am Freitag hatte sich der letzte Nebel verzogen und wir wachten mit einem herrlichen Sonnenaufgang in den schneebedeckten Bergen auf. Nach einem letzten Frühstück ging mit der Gondel wieder nach Oberstdorf. Wir erkundeten noch etwas die Stadt, bevor es an eine Herausforderung ging, die anstrengender war als die letzten Tage: Die Deutsche Bahn. Nach einem ausgefallenden Zug, spontaner Taxifahrt und einer Sitzplatzreservierung für einen ICE, den es zurzeit gar nicht gibt, kamen wir endlich in Filderstadt an.
Auch wenn wir uns auf eine warme Dusche und ein bequemes Bett zu Hause freuten, waren wir froh über die Zeit in den Bergen. Gemeinsam haben wir viele großartige Erinnerungen gesammelt. In der kurzen Zeit erlebten wir nicht nur jedes erdenkliche Wetter, von Sonnenbrand bis Schneeballschlacht, sondern sind auch als Gruppe zusammengewachsen. Ein großes Danke an Frau Manz und Herrn Aisslinger, die uns eine Studienfahrt ermöglicht haben, die wir so schnell nicht vergessen werden.
Marlene Sievering Jg2